Zur Feier meines 40 jährigen Arbeitsjubiläums am 01.April 1999 bei Gaststätte Nordmann.
Liebe Kollegen, liebe ehemaligen Kollegen, liebe Nachbarn und Gäste:
Ich möchte zuerst alle Anwesenden herzlich begrüßen und mich bedanken für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen 40 Jahren.
Bedanken dafür, dass ihr meine Launen ertragen und mit mir zusammen so manche Blechplatte, so manches Rohr angefertigt und montiert habt.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich 1959 am 02.April als 14 jähriger Bauernjunge, der große Augen machte, als er das erste Mal auf der alten Werft in die Lehrwerkstatt bei Rudel Ahrens gekommen ist.
Nach ein paar Tagen Eingewöhnung habe ich mir dann fast jeden Tag beim Ankörnern auf den großen Eisenplatten die Finger blutig geschlagen.
Damals waren ungefähr 450 Kollegen auf der Werft beschäftigt und ab November im selben Jahr noch, begann auch Sini Borchers, heute heißt sie Wessels, im Büro in der Ölmühle mit der Ausbildung zur Kauffrau.
Sie ist genauso alt wie ich und hatte soviel Holz vor der Hütte.
Viele Kollegen, ich gehörte auch dazu, sind fast täglich hin zu ihr und haben sich einen Bleistift, ein Stück Kreide oder irgend etwas anderes geben lassen, nur um sie kurz gesehen zu haben.
Dann, ein paar Jahre später, kam die Zeit, wo ich zwar schon Geselle, aber noch längst kein Geselle war.
In den Jahren hab ich die dicksten Böcke geschossen.
An einen dieser Böcke kann ich mich noch genau erinnern und möchte darüber mit ein paar Sätzen berichten.
Meister Broer, ein Vorgesetzter noch aus der Zeit der Diktatur, hatte mir die Zeichnung für die Wohnräume eines Containerschiffes in die Hand gedrückt.
Die Flacheisensülle, ungefähr 150 m Länge, sollten auf Deck aufgeschweißt werden, damit die Tischler die Wände aufstellen konnten.
Mit Feuereifer, so wie man mich auch heute noch kennt, habe ich mich in die Arbeit gestürzt.
Schon nach 2 Tagen waren die Flacheisen und auch die Schmetterlinge in den Räumen für den späteren Bodenbelag aufgeheftet.
Ich konnte danach zwar 2 Nächte lang keinen Schlaf finden, weil meine Augen stark verblitzt waren, doch habe ich sie immer wieder mit frischen Kartoffelscheiben gekühlt.
Ich war richtig stolz auf meine Leistung.
Die Schweißer hatten schon ungefähr die Hälfte der Flacheisen von beiden Seiten komplett verschweißt, als der gestrenge Meister Broer feststellte, das da irgend etwas verkehrt gelaufen war.
Tja, was war passiert, der Bock war geschossen, ich hatte ganz einfach die beiden Seiten Steuerbord rechts mit Backbord links verwechselt. Der Alte wäre fast verrückt geworden.
Er hat mir, nachdem ich alles geändert hatte, großzügig wie er war, nur 15 % vom Akkord abgezogen. Dabei hatte ich erst 24 %. Das war Lehrgeld.
Es gab in der langen Zeit aber auch sehr positive Geschichten.
1982 sind Jan Kroes, Werner Leffers und ich nach Südafrika geflogen. Auf einem Viehtransporter mussten Garantiearbeiten gemacht werden. Wir sind von der Hafenstadt Durban in Süd Afrika mit dem Schiff über den Indischen Ozean nach Australien gefahren. Die Fahrt dauerte 14 Tage.
In Esperence angekommen, sind wir anschließend noch 3 Tage am Strand gewesen, bei 50 Grad Hitze und das im Februar. Ich hatte fast überall verbrannte Haut am Körper.
Trotz meiner Flugangst und Seekrankheit habe ich aufregende, unvergessene und schöne 4 Wochen erlebt, woran ich mich immer wieder gerne erinnere.
Im Frühjahr 1983 bin ich dann als einer der letzten Mohikaner von der alten zur neuen Werft umgesiedelt worden.
"1989" kurz vor der damaligen Betriebsratswahl ist mein Name in der Schlosserei für die Kandidatur zum Betriebsrat vorgeschlagen worden.
Der Vorschlag kam von "Kollege Harry Beetz", "ich glaube" aber wohl auch deswegen, weil sich von uns keiner gemeldet hatte und die Schlosserei traditionell immer einen Kollegen für den Betriebsrat stellte.
Ich war sehr überrascht, habe mich zur Wahl gestellt und war 5 Wochen später BR Mitglied.
Das ist nun schon wieder 10 Jahre her.
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit noch einmal herzlich für den Vorschlag und dein Vertrauen bei dir bedanken, lieber Harry.
Dem BR Gremium und mir ist in diesen 10 Jahren nicht immer alles gelungen, was wir uns vorgenommen haben, muss ich zugeben. Doch Kontinuität, Hartnäckigkeit, natürlich immer auf einer fairen Basis haben auch Erfolge gebracht.
Für die gute Zusammenarbeit und die große Unterstützung, die ihr mir in den vergangenen Jahren entgegengebracht habt, liebe Kollegen, herzlichen Dank.
Liebe Kolleginnen & Kollegen, jetzt nur noch eins: ich hoffe, ihr könnt mich noch ein paar Jahre unter euch ertragen und wenn ich dann vor meinem 60sten bin, der Gesetzgeber die Tür in die Rente geöffnet hat, werde ich nicht lange überlegen.
Kollegen, soweit sind wir aber noch nicht, ich bin jetzt 54 und wir feiern heute mein 40 jähriges Arbeitsjubiläum.
Ich wünsche uns allen, dass wir genügend Appetit mitgebracht haben, das uns das Essen schmeckt und wir anschließend noch einige Gläser miteinander trinken können.
Doch bevor wir das tun, noch einmal herzlichen Dank für euer hier sein, für die tollen Geschenke, ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe und vor allem "Danke Schön" an die fleißigen Helferinnen und Helfer, ohne die diese Feier gar nicht erst möglich wäre.
Liebe Elfi, liebe Manuela, lieber Arthur, lieber Uwe, sowie meine Familie, ich danke euch.
Anstoßen möchte ich auf eine gute Zukunft und auf einen gesicherten Werft-Standort in Papenburg. Prost Kollegen.