Franz-Josef Korte

25 jähriges Arbeitsjubiläum!

Lieber Franz, liebe Kollegen!

Ich möchte hier jetzt keine lange Rede halten, aber nachdem du, lieber Franz nun 25 Jahre bei der Werft bist, einmal die Gelegenheit nutzen und an deinen ersten Arbeitstag auf der Meyer Werft erinnern, ich setze deine Zustimmung voraus.

 

Rückblende:

Wir schreiben den 25. August 1975, es ist Dienstagmorgen und 07.00 Uhr.

In Papenburg beginnt ein ganz normaler Tag.

Für Franz-Josef wird es aber der erste Arbeitstag in der Schlosserei auf der Meyer Werft.

 

Er fährt mit seinem Vater zur Werft und steht eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn fertig umgezogen in der Werkstatt.

In der Nähe der Drehbank fragt er einen Kollegen höflich nach Herrn Meister Hackling aus Aschendorf.

Der Angesprochene, es ist Arnold Berlage, stellt sich dumm und fragt, "welcher Herr Meister Hackling"?

Er kann sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

"Ja der Herr, sagt Franz leicht erregt, der überall das Sagen hat, ja und den kennt doch jeder, oder.

Woher?

Ja, weil meine Eltern und ich doch bei ihm in der Nachbarschaft wohnen

an der Emdener Straße".

"Aha", sagt Arnold und schickt ihn dann lachend die kleine Treppe hoch zur Meisterbude.

 

Nachdem Franz sich bei seinem lieben Nachbarn und zukünftigen Meister gemeldet hat, wird ihm etwas später ein Spind zugewiesen und er meldet sich pünktlich um halbacht bei Jan Kroes und Ulli Lüssing in der Schweißerbude, wo diese Beiden  mit dem Bau eines  Ruder's beschäftigt sind.

 

An diesem Tag aber ist auch Viehmarkt in Papenburg und die meisten Schlosserkollegen haben Urlaub.

Den Nicht-Urlaubern geht es aber auch nicht schlecht, sie haben kräftig vorgesorgt.

 

So lernt Franz-Josef auch gleich die unterschiedlichen Gestaltungsmöglich - keiten für einen Arbeitstag  kennen.

Kurz vor der Mittagspause bekommt Franz von Meister Hackling den Auftrag, während der Pause zum Kiosk nach Willm Walker zu gehen, um

für ihn ein Kotelett, sowie eine Schachtel Zigaretten und zwar die Marke "Senoussi" zu besorgen.

Unterwegs denkt Franz, da bringe ich mir selber auch ein Kotelett mit und freut sich schon drauf.

Bei Willm Walker angekommen, bestellt er zwei Koteletts und eine Schachtel Zigaretten, "Ich habe nur noch eins, junger Mann ", antwortet Willm Walker.

Franz zuckt mit den Schultern, sagt "auch egal" und bezahlt den einen, sowie die Zigaretten und stiefelt mit großen Schritten zurück zu seinem Meister, der schon sehnsüchtig auf sein Essen wartet.

Er berichtet ihm mit klaren Worten: "Ich komme gerade vom Stand und habe zwei Koteletts bestellt, aber der hatte nur noch eins.

Dann legt Franz die Schachtel Senoussi und das übriggebliebene Geld auf den Tisch, nimmt gelassen das Papier vom Kotelett ab, beißt herzhaft hinein, dreht sich um und geht.

Tja, so war das, Karl Eichhorn hat mir später mal erzählt, das Harm Hackling fünf Minuten lang seinen Mund nicht mehr zugekriegt hat.

*  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *

 

So, lieber Franz, ein paar kleine Aufhänger aus den vergangenen 25 Jahren deines Arbeitslebens habe ich nun nach Erzählungen einiger Kollegen aufgeschrieben und die möchte ich nun, wenn du erlaubst, in Versform vortragen.

 

Zu kurze Gleise:

In der alten Schiffbauhalle, es ist richtig was los,

nur Franz steht  bei der Presse, er denkt, "was mache ich bloß".

 

Schon ruft Hermann Ahrens, "hol die große Eisenplatte rein,

die muss geschnitten und geknickt werden und soll um drei Uhr fertig sein".

 

Mit Riesen - Schritten stapft Franz dann zum Kran,

steigt ein und bedient die Hebel, alles mit gewohntem Elan.

 

Zuerst den Hebel, der den Ausleger schwenkt,

selbstbewusst und "bliede" er den Bock lenkt.

 

Der zweite Hebel ist für das Fahren gedacht,

schon wird der mit Schwung nach vorne gebracht.

 

Der Kran rattert über die Schienen und nimmt Geschwindigkeit auf

und Franz, stolz wie "Oskar", steht wie ein Lokführer obendrauf.

 

Er sieht aus der Ferne keine Gefahr, das Tor ist offen,

die Platte ist gleich am Haken, will er hoffen.

 

Er ist nun im Rausch der Geschwindigkeit bei dieser Fahrt

und zuckt heftig zusammen, als es knallt "ungemein hart".

 

Es rumpelt und klappert unten bei den Rädern ganz laut,

"was habe ich jetzt bloß für’n Mist gebaut".

 

Denkt Franz noch und sieht, wie ein Kollege lauthals lacht,

der ist wohl erst heute wieder richtig aufgewacht.

 

Bernd Wernken ruft, "du Heinzi, büst du helmoahl beseten",

hest de riesige Stopper dor "glatt wegreten",

 

Der Kran hat zusätzlich noch drei Meter geschafft,

bis nichts mehr geht, er ist zu tief eingesackt.

 

Franz steht nun da, bedäbbert und mit schlotternden Beinen,

bis Harry laut ruft, "nun kommt endlich her und helft den Kleinen".

 

Der Kran wird dann zurück auf die Schienen gebracht,

doch jeder, der Franz sieht, erst mal richtig lacht.

 

Ihm wird deswegen aber nicht der Hintern versohlt,

Hermann Ahrens hat später selber die Platte reingeholt.

 

Noch Monate lang war die "Bremsspur" zu erkennen,

nun Franz, so was passiert wohl mal " doch meistens beim Pennen".

 

Der hohe Turm:

Es ist Freitag und schon weit nach der Pause,

die Kollegen sind mit den Gedanken schon fast zu Hause.

 

Harm Hackling fällt ein, ich brauch noch Leute für morgen,

nun wird’s aber Zeit, ich muss mir die Zusagen besorgen.

 

Der Termin für den Getreideturm ist versackt und vieles noch nicht fertig, darum werden die Kollegen gebeten, diesmal richtig herzlich.

 

Auch Franz wird angesprochen, ob er denn auch kimmt,

pünktlich um sechs die Arbeit auf der Baustelle beginnt.

 

Beim Turm dann werden alle sofort nach oben geschickt,

vor der Treppe angekommen, Franz zitternd in die Höhe blickt.

 

Zweihundert Treppenstufen jetzt vor ihm liegen,

bei Franz beginnt sich langsam der Magen umzubiegen.

 

Doch er bleibt mutig und läuft entschlossen weiter,

sogar das Wetter spielt mit, es ist Windstill und heiter.

 

Vor wenigen Minuten noch, war er "Vorne weg " zu seh’n,

weiter oben aber, bleibt er immer öfter mal steh’n.

 

Mit allem Mut, was in ihm ist, kommt er dann oben an,

die Kollegen sind schon lange mit der Arbeit angefangen.

 

Franz sieht dort die vielen Schächte, die sind mehr als 35 m tief,

hm wird richtig mulmig und er kuckt schon ganz schief.

 

"Franz, du gehst zu diesem Schacht und hilfst den Kollegen

und über dieses eine Brett musst du dich zu ihm hinbewegen".

 

Dann könnt ihr mit dem Korb am Kettenzug rauf und runter fahren,

verhalte dich aber vorsichtig, wegen der Gefahren".

 

Sagt Stoßgeselle Karl Plock mit ruhiger Stimme zu dem "Armen,"

Franz beginnt aber schon zu beten, "Gott hab Erbarmen".

 

Trotzdem, er will der Aufforderung jetzt auch nachkommen,

doch plötzlich werden seine Augen ganz verschwommen".

 

Die Beine versagen, er knickt ein und liegt nun flach auf dem Bauch,

ihm übersteigt riesige Angst, er steht nun völlig auf dem Schlauch.

 

Franz will nun nicht mehr nach oben, geschweige denn nach unten schauen, endgültig kann jetzt kein Kollege mehr auf seine Unterstützung bauen.

 

Nein, Franz ist plötzlich selber eine große Gefahr hier oben,

nach einiger Zeit wird er endlich von den Kollegen hoch gehoben.

 

Am ganzen Körper zitternd und mit angstvollem Blick,

hängt Franz zwischen den Vieren, es geht nun die Stufen zurück.

 

Das geht nur Stufe für Stufe, denn er schreit und wankt,

doch schließlich sind alle Helfer mit ihm unten angelangt.

 

Wer bringt mich nach Hause?, hört man ihn später flehen,

das ist dann nach einer Stunde in der Pause geschehen.

 

Das Schwergewicht:

In der Schiffbauhalle, gegen Ende der siebziger Jahre,

Franz rauft sich erst mal  die dünnen Haare.

 

Hermann Ahrens, er bedient die Presse und flucht,

als Eilert Niemann irgend ein Schimpfwort zu den Beiden ruft.

 

Die beiden sind richtig im Stress, denn sie haben es "drock",

viele Platten müssen geknickt werden, die sind für das Dock.

 

Nun, Eilert bleibt bei den Beiden wie zufällig stehen

und macht überhaupt keine Anstalten, weiter zu gehen.

 

Franz sagt zu ihm, he, stell dich gefälligst woanders hin,

sonst bekommst du von mir gleich eins auf’s Kinn.

 

Das Grinsen von Eilert wird nun noch breiter,

er schnappt sich Franz einfach und trägt ihn mühelos weiter.

 

Du musst noch vööl Speck ehten, wenn du teg’n mi wat moaken wullt,

un nu hoohl di stiehl, Kerl, annes ritt bi mi de Geduld.

 

Eilert kann nicht begreifen, dass die Beiden keinen Spaß versteh’n

und dreht sich schon um, will gerade geh’n..

 

Doch Franz ist ein Schlitzohr, er greift Eilert überfallartig an,

schon hat er Eilert von hinten unter den Armen fest umspannt.

 

"Seine" Arme geben alles, doch sie sind ganz einfach zu kurz

und so kommt dann, was meistens bei so etwas kommen muss.

 

Franz hat wohl beim Hochheben etwas zu forsch nach hinten gezogen, Eilert’s massiger Körper hat sich nämlich gefährlich weit dorthin gebogen.

 

Und Franz kann nicht ahnen, was das noch für Folgen hat,

denn plötzlich sind sie beide unten und er mehr als "Schach matt".

 

Nun liegen 151 kg Lebendgewicht, verteilt auf ihn drauf

und nur ganz langsam rappelt Eilert sich wieder auf.

 

Franz, noch Minuten lang wie tot, als wenn ihn eine Walze überrollt,

aber irgendwie hat er selber schuld, hat er es ja auch so gewollt.

 

Plötzlich steht Harm Hackling vor ihm, "Franz, was ist hier denn los?",

geh sofort an deine Arbeit, du müder Trauerkloß".

 

Noch heute ist es so, wenn Eilert’s Stimme durch die Halle schallt,

sich bei Franz-Josef die Faust in der Tasche ballt.

 

Mary Lou:

Seit Jahrzehnten ist Franz aktives Mitglied im Schützenverein,

wenn was los ist, egal was auch anfällt, möchte er mit dabei sein.

 

Er weiß, dass einige seiner Kollegen ein Reitpferd haben,

ich kauf mir selber auch eins, hört man ihn oft sagen.

 

Gesagt, getan, schon war Franz stolzer Besitzer,

von Bauer Wilken der Braune, ein pfeilschneller Flitzer.

 

Er wird von Franz-Josef auf den Namen "Mary-Lou" getauft,

auf dem Reitplatz fliegen die Grasbüschel oft zu hauf.

 

Sogar auf der Weide setzt sich Franz schon obendrauf,

dann flüstert er ihm zärtlich ins Ohr, "Mary Lou" mein Schatz, nun lauf".

 

Die Braune galoppiert dann los und schüttelt Franz hin und her,

lauf wieder langsam, sagt Franz, ich kann nicht mehr.

 

Er sitzt drauf wie Don-Chichotte, sein Hintern ist zerschunden,

doch Mary Lou hat nun richtig Gefallen am Rennen gefunden.

 

Doch auf einmal scheut die Braune, denn ein Fasan fliegt plötzlich weg

und das hat in ihm große Angstgefühle geweckt.

 

Mitten im Galopp steigt sie steil nach oben, dass die Beine nur so fliegen und Franz, sieht sich nach einem Toulop plötzlich im hohen Gras liegen.

 

Er schüttelt verdattert den Kopf, "was war das denn bloß"?

und wie von Sinnen galoppiert Mary Lou nun auch noch alleine los.

 

Man sieht nur noch eine Staubwolke, so wirbeln die Hufen,

während Franz ist noch dabei ist, seine Knochen zusammen zu suchen.

 

Er hofft, das Mary Lou zu Bauer Wilken gelaufen ist,

dort wird er ihn dann wieder einfangen mit einer List.

 

Mit Schritten wie ein Landmesser folgt Franz nun der Spur,

es ist kein Mensch und kein Tier zu sehen auf weiter Flur.

 

Nach einer Stunde ist er endlich beim Bauern angelangt

und hat dort sofort nach seiner Mary Lou verlangt.

 

Einige Wochen später gibt er einsichtig Mary Lou wieder her,

ein Pferd denkt Franz heute, kaufe ich bestimmt nie mehr.

 

So, lieber Franz, ich könnt ja noch so viel  berichten,

doch hier mach ich Schluss mit den kleinen Geschichten.

I

Ich höre nun einfach auf, über dich zu lästern,

vieles ist sowieso schon Schnee von gestern.

 

Doch du hast nun so ein bisschen dein Fett abbekommen

und das hatte ich mir eigentlich auch vorgenommen.

 

Es soll aber nur Spaß sein, ich hoff, du verstehst das ebenso,

wenn du nun kopfnickend zustimmst, bin ich auch froh.

 

Lieber Franz:

Im Namen aller Kollegen gratuliere ich herzlich zum 25sten Arbeitsjahr

und sage einmal ganz deutlich, "du bist einfach wunderbar".

 

Bleib so, wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute

und vergiss endlich Mary Lou, die olle Stute.

 

Du willst bestimmt noch das 40 Jährige und mehr anstreben

und auch darauf wollen wir nun mit dir das Glas erheben.

 

Denn dann kommen wir wieder und feiern noch mal,

hier im Gemeindehaus im schönen Saal.

 

Ich bedanke mich für das geduldige Zuhören.

Prost und alles Gute!!!!!!