Der Hausbesuch!

 

Keine lustige Geschichte:

 

Voller Freude, doch stark beklommen,

sah ich den Arzt Klugmann  kommen.

 

Mein Papa dann zur Tür hin ging,

den Arzt mit Händedruck empfing.

Dann setzte der sich bei Mama ans Bett,

ich fand, "der ist ja richtig nett".

 

Er untersuchte sie und befand,

nahm dann eine Spritze in die Hand,

um die Schmerzen schnell zu mindern,

gebe ich die Spritze, das wird lindern".

 

Nachdem nun der Inhalt im Po verschwand,

wurde plötzlich Mama’s Gesicht weiß wie die Wand.

 

Sie bekam glasige Augen und rote Flecken,

ich dagegen einen großen Schrecken.

 

Am ganzen Körper hatte sie eine Allergie,

vergessen werde ich das wohl nie.

 

Der Arzt hat dann noch einmal gespritzt,

ist anschließend aber aus dem Haus geflitzt.

 

Er war nur ein paar Minuten weg,

da bekam ich einen neuen Schreck.

 

Mama musste brechen, hatte Krämpfe im Bauch,

"ihr geht es so elend, zur Toilette muss sie auch".

 

Das Gesicht knallrot, sie war ohnmächtig,

ich sah es ihr an: "ihr ging es fürchterlich".

 

Papa hob sie an, hat gekämpft um ihr Leben,

immer wieder versuchte er , Mama zu bewegen. 

 

Zufällig kam Opa, der gleich kapierte,

was hier im Flur mit Mama passierte.

 

Papa sagte: "ruf bitte sofort einen Krankenwagen",

Mama’s Augen immer noch "wie in Höhlen lagen".

 

Wir waren alle wie benommen,

als endlich der Krankenwagen angekommen.

 

Die Türen flogen auf, drei Männer stiegen aus,

sie stürmten sofort in unser Haus.

und erkannten sehr schnell, was hier geschehen,

gaben Holger und mir dann zu verstehen,

geht ihr in die Küche und bleibt auch dort,

wir tragen eure Mutter vorsichtig fort.

 

Wo sind die Ampullen?, wurde noch gefragt,

Papa hat es dem Arzt dann gleich gesagt.

 

Am Arm meiner Mama kam noch ein Tropf,

ganz schlimme Gedanken gingen mir durch den Kopf.

 

Mit einer Trage brachten sie Mama zum Krankenwagen,

ich hörte mein Herz bis zum Halse schlagen.

 

Nie wieder werde ich das Geschehene  vergessen,

mein Pulsschlag war sicher nicht mehr zu messen. 

 

Mama wurde auf die Intensivstation gebracht und gebettet

und dann kam die Erlösung, sie wurde gerettet.

 

Wäre Mama gestorben, Papa hat’s mir gesagt,

er hätte den Arzt Klugmann vor Gericht gebracht.

 

Er hat ihn gefragt, "wie konnte das geschehen,

wie können Sie bei dieser Gefahr einfach so gehen"? 

 

"Es gibt doch so etwas wie Ärztepflicht,

oder gilt das für Leute wie Klugmann nicht"?

 

Aufgeschrieben am 09.03.1982

Heike Focken, damals 6 ½ Jahre